Wusstest du, dass im Regenwald bis zu 250 verschiedene Baumarten wachsen und diese wiederum den Lebensraum von vielen anderen Pflanzen und Bäumen bilden? Das Erstaunliche: Die Böden tropischer Regenwälder sind ziemlich unfruchtbar, da ständiger Regen die Nährstoffe wegspült.[1] Dennoch gehören Regenwälder durch ihr atemberaubendes Recyclingsystem zu den vielfältigsten Ökosystemen, denn 80 % aller Nährstoffe können durch ihr geniales Prinzip recycelt werden und so den Wald ernähren.[2] Warum das so ist, klären wir in diesem Artikel.
Wichtige Fakten zum tropischen Regenwald
Wie funktioniert der Nährstoffkreislauf?
Charakteristisch für tropische Regenwälder ist ihr fast geschlossenes Nährstoffsystem, in dem die Nährstoffe kontinuierlich zirkulieren. Herantransportiert werden diese in großen Mengen aus der Sahara, denn die Passatwinde tragen feinste Staubpartikel nach Panama, die sich mit dem Regen auf die Wälder niederlassen.[2]
Damit dieser Kreislauf einwandfrei funktionieren und die Nährstoffe wieder von den Bäumen aufgenommen werden können, sind Millionen von Insekten, Bakterien, Pilzen und Würmern beteiligt. Diese Mikroorganismen sorgen dafür, dass beinahe alle Nährstoffe (insbesondere Stickstoff und Phosphor) über die Wurzel wieder zurück in die Bäume gelangen. Dabei durchläuft der Zersetzungs- und Wiederaufnahmeprozess 6 Stationen:
- Passatwinde aus der Sahara transportieren die mit Nährstoffen angereicherte Luft nach Panama.
- Das ionenarme Regenwasser trifft auf das nährstoffreiche Blätterdach und nimmt die Nährstoffe auf.[2]
- Das mit Nährstoffen (Kalium, Kalzium, Magnesium und Phosphor) angereicherte Regenwasser fällt zusammen mit den abgestorbenen Pflanzenteilen (Blätter, Stängel, Pflanzenreste und tote Insekten) auf den mit Baumwurzeln und Wurzelpilzen bedeckten Boden.
- Dabei werden die gespeicherten Nährstoffe der lebenden und toten Biomasse freigesetzt.
- Diese versickern durch das bis zu 40 cm dick werdende Geflecht aus Baumwurzeln und Pilzen (auch Mykorrhiza-Gemeinschaft genannt) nicht sofort im Boden, sondern werden von den Bäumen direkt wieder aufgenommen. Hierbei entsteht eine Symbiose, denn die Pilze geben den Bäumen die Nährstoffe und das Wasser zurück und die Pilze erhalten den in den Blättern des Baumes gebildeten Zucker.
- Das Wasser verdunstet wieder und der Kreislauf fängt von vorne an.[1]
Nährstoffkreislauf gegen den Klimawandel
Die Bedeutung des Regenwaldes
Unser modernes Leben ist geprägt von Annehmlichkeiten, die oftmals zu Lasten des Klimas werden. Ob Autofahrten, Flugreisen, Heizen oder der vermehrte Konsum von Fleisch – alles trägt zu einer Belastung der Atmosphäre mit Kohlenstoffdioxid bei.
Um diese Emissionen zu reduzieren, liegt der Fokus der meisten Lösungsansätze auf dem Ausbau erneuerbarer Energien oder der Nutzung optimierter Heizungen und Dämmungen. Dabei gibt es auch eine natürliche Lösung zur CO₂-Kompensation: die Aufforstung tropischer Generationenwälder!
Dieser „Nature positive“-Ansatz ist von immenser Bedeutung, denn tropische Regenwälder sind der wichtigste Nährstoffkreislauf gegen den Klimawandel. Sie tragen enorm zur Verbesserung der Ökosysteme bei, indem sie sechsmal so viel CO₂ wie gewöhnliche Wälder binden und ihn in Sauerstoff umwandeln. Das Kohlenstoffdioxid wird dabei in den Böden und in den Pflanzen als Kohlenstoff gespeichert. Allein in Panama gibt es über 1,33 Millionen Hektar Urwald mit tropischen Regenwäldern. Das entspricht etwa 1,86 Millionen Fußballfeldern.
Bedrohung unserer Regenwälder durch Abholzung und Rodung
Werden diese kostbaren Wälder zunehmend weiter für Tropenholz aus Monokulturplantagen, Rinderweiden, Palmölplantagen und den Sojaanbau abgeholzt bzw. gerodet, wird auch ihr gespeicherter Kohlenstoff wieder als Kohlenstoffdioxid freigesetzt.
Hinzu kommt, dass das Regenwasser durch die Abholzung im Boden versickert und die dünne Bodenschicht durch die große Regenmenge ausgewaschen wird. Wenn also immer weniger Bäume stehen bleiben, um das Regenwasser wiederzuverwerten, nimmt auch die Wolkenbildung ab und es fällt weniger Regen, sodass das Auftreten von Dürren und die Austrocknung von Flüssen immer wahrscheinlicher werden.
Doch nicht nur das: Auch die Ureinwohner, die vom Regenwald leben, werden vertrieben und die lokalen Bauern haben durch die zerstörten Felder nicht genug Wasser, um sie in Trockenzeiten zu bewässern.[3]
Gerade deshalb ist es wichtig, auch ergänzende Ansätze wie den „Nature positive“-Ansatz in den Blick zu nehmen, der über die bloße Schadensbegrenzung hinausgeht und sich auf die Regeneration, Widerstandsfähigkeit und auf die Kreislaufwirtschaft von Ökosystemen konzentriert. So kann dieser Ansatz dazu beitragen, sowohl die Zerstörung der Natur bis 2030 zu stoppen als auch bis 2050 wieder widerstandsfähige Ökosysteme zu schaffen.