COP28 in Dubai – darum geht es auf der Klimakonferenz

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Im Kampf gegen den Klimawandel ist noch gehörig Luft nach oben. Auf der diesjährigen Klimakonferenz in Dubai will die internationale Staatengemeinschaft Wege finden, um gemeinsam effektiver gegen die globale Erderwärmung vorzugehen und die Folgen abzumildern. Ob in Paris, Kopenhagen oder in Durban – zahlreiche Klimakonferenzen endeten in Verträgen, Beschlüssen und Vereinbarungen, die Besserung der globalen Situation gelobten. Weniger CO2-Emissionen, finanzielle Hilfen für Staaten, die am meisten von den Klimaextremen betroffen sind, Ziele für den Ausbau von erneuerbaren Energien – die Liste an guten Absichten ist lang. Nur: Die globale Temperatur steigt davon unbeeindruckt weiter an. Von den Vertreter:innen der teilnehmenden Staaten verlangen NGOs, Wissenschaft und Verbände zurecht konkrete Pläne, wie bisherige Ziele doch noch erreicht werden können. Zu den größten Streitpunkten zählt etwa das 1,5-Grad-Ziel.

Bekenntnis zum 1,5-Grad-Ziel

Auf der Weltklimakonferenz 2015 in Paris beschloss die Staatengemeinschaft, den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Der Hintergrund: Bei einem Übersteigen dieser Temperatur drohen irreversible Schäden – etwa eine regelmäßig eisfreie Arktis, ein steigender Meeresspiegel, häufigere Waldbrände und ein dramatisches Artensterben. Die Wissenschaft erklärt längst, dass das Ziel bei den aktuellen Anstrengungen nicht mehr realistisch ist. Der 17. November dieses Jahres war der erste Tag, an dem die Temperatur im weltweiten Schnitt 2 Grad zu warm war. Mehr noch: Dieses Jahr wird nach Einschätzung von UN-Klimaexpert:innen wärmer als das bisherige Rekordjahr 2016 und damit das wärmste Jahr seit der Industrialisierung.

Auf der COP28 geht es nun vor allem darum, dass das Bekenntnis der Politik zum 1,5-Grad-Ziel erneuert wird – und endlich realistische Pläne gemacht werden, wie dieses Ziel oder zumindest eine Annäherung daran doch noch erreicht werden kann.

CCS – mehr als nur heiße Luft?

Um die Erderwärmung einzudämmen, ist es nicht nur nötig, die die weltweiten Emissionen zu reduzieren, sondern auch CO₂ aktiv aus der Atmosphäre zu entziehen. In diesem Zusammenhang ist immer öfter von CCS zu lesen. Dahinter steckt der Begriff „Carbon Capture & Storage“, welcher technologische Lösungen der CO₂-Speicherung beschreibt. Auch der Weltklimarat sieht CCS als wichtigen Hebel im Kampf gegen den Klimawandel. Allerdings ist das tatsächliche Speicherpotenzial von CCS aktuell kaum der Rede wert im Vergleich mit den jährlich ausgestoßenen Emissionen. Die Befürchtung liegt nahe, dass CCS in den Verhandlungsrunden auf der COP28 vor allem deshalb eine so große Aufmerksamkeit bekommt, damit die eigentliche Aufgabe der Staaten – die Reduktion von Emissionen – in den Hintergrund gerät.

Gleichzeitig gibt es viel effektivere und natürliche Wege der CO₂-Speicherung, zum Beispiel die Aufforstung. Heute können durch die Aufforstung entwaldeter Flächen jährlich rund zwei Milliarden Tonnen CO₂ gespeichert werden. Allerdings schwinden die Wälder weltweit. Zwar verlangsamt sich der weltweite Waldverlust, doch zwischen 2010 und 2020 ist die Bewaldung weltweit dennoch um 4,7 % zurückgegangen. Ob der auf der Klimakonferenz 2021 in Glasgow beschlossene Entwaldungsstopp bis 2030 an diesem Trend etwas ändern kann, wird sich zeigen. Natürlich ist die Aufforstung von Wäldern nicht nur von den Beschlüssen der Klimakonferenz abhängig. Jede und jeder kann einen Teil zu einem grüneren und gesunden Planeten beitragen. 
 

Jetzt Wälder schaffen

Keine Energie für erneuerbare Energien

Ein weiteres wichtiges Thema auf der Klimakonferenz in Dubai wird der Ausbau der erneuerbaren Energien sein. Hier herrscht auf den ersten Blick große Einigkeit: Der Ausbau soll schleunigst vorangehen. Die weltweiten Kapazitäten sollen bis 2030 gar auf das Dreifache des bisherigen Bestands ausgebaut werden. Selbst Öl- und Gasfördernde Staaten wie Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate oder Russland sind dabei – können sie doch auf große Flächen für Sonnen- und Windenergie zurückgreifen. Das parallel zum Ausbau der erneuerbaren auch der Ausstieg aus fossilen Energiequellen vollzogen werden muss, bleibt jedoch ein großer Streitpunkt. Denn bisher konnte man sich trotz zahlreicher Verhandlungsrunden international nicht auf einen endgültigen Ausstieg einigen, was auf allen Seiten zu reichlich Frust führt. Auf der Klimakonferenz in Glasgow wehrte sich insbesondere Indien, ein Land mit großen Kohlevorkommen. Auch die Wüstenstaaten und Länder der Golfregion waren gegen einen solchen Beschluss. Dass es ausgerechnet in Dubai zu einem solchen kommen sollte, ist zwar dringend nötig, aber mehr als zweifelhaft.

Wer bezahlt das Ganze?

Klimaschutz kostet Geld: der Ausbau der erneuerbaren Energien, die Umstellung auf klimaneutrales Wirtschaften oder die Forschung an klimafreundlichen Technologien. Aus Sicht zahlreicher kleinerer Staaten kostet aber vor allem der Schutz vor und die Beseitigung von Klimafolgen Geld. Geld, das ärmere Staaten, die häufiger von Wetterextremen als Folge des Klimawandels betroffen sind, nicht haben. Die internationale Staatengemeinschaft hat sich schon auf der Klimakonferenz 2009 in Kopenhagen darauf verständigt, finanzielle Mittel für diese Länder bereitzustellen. Diejenigen Staaten, die als große Emittenten die Hauptverursacher der Klimakrise sind, sollen anteilig zur Kasse gebeten werden. Doch passiert ist seitdem wenig. 2022 kam erstmals die Summe der versprochenen 100 Millionen Dollar zusammen. Deutschland beteiligte sich mit sechs Milliarden. Doch selbst das Geld reicht nicht aus: Laut Schätzung der Vereinten Nationen werden bis 2030 allein für die Klimaanpassung in Entwicklungsländern 215 Milliarden Dollar jährlich nötig sein. 

Fazit

Obwohl die Zielsetzung der Klimakonferenz – der Kampf gegen den Klimawandel – also klar ist, sind die Absichten und Interessen der teilnehmenden Staaten so unterschiedlich, dass gemeinsame Beschlüsse nur durch große Anstrengungen möglich sein werden. Ob ein Durchbruch auf dieser Klimakonferenz gelingt, bleibt abzuwarten.

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