Nachhaltige Aufforstung: Regenwald pflanzen mit Weitsicht

Generationswälder

Kohlendioxid hat eine klimaschädigende Wirkung und gilt als einer der Haupttreiber für den menschengemachten Klimawandel. Bäume und andere Pflanzen binden durch Photosynthese dieses Kohlendioxid und produzieren gleichzeitig Sauerstoff. Das lernt jedes Kind in der Schule. Wäre es da nicht sinnvoll, möglichst viele Bäume zu pflanzen, um möglichst viel klimaschädliches Kohlendioxid zu binden? Auf jeden Fall! Noch besser ist es, ganze Wälder zu schaffen. Am besten Regenwälder, denn die wachsen schnell.

Doch Wälder sind komplexe Ökosysteme. Die pflanzt man nicht mal eben an. Nachhaltige Aufforstungen sind daher komplexe Projekte, bei denen es viele verschiedene Aspekte zu beachten gilt. Doch der Aufwand lohnt sich. Mit der richtigen Strategie gelingt eine dauerhafte und nachhaltige Aufforstung, von der kommende Generationen profitieren.

Regenwald nachhaltig aufforsten mit dem Generationenwaldprinzip

In den meisten Regionen der Erde stehen bei der Nutzung von natürlichen Flächen ökonomische und ökologische Interessen in einem direkten Konflikt. Besonders deutlich wird dies in tropischen Regenwald-Regionen. Hier muss der artenreiche Regenwald in der Regel für eine wirtschaftliche Nutzung der Flächen vollständig weichen. Im Klartext: Regenwald wird gerodet, um die frei gewordene Fläche landwirtschaftlich nutzen zu können. Zum Beispiel mit Plantagen. Doch ohne den Regenwald verlieren die Böden innerhalb kürzester Zeit ihre Fruchtbarkeit. Neue Waldflächen werden gerodet und so weicht immer mehr Regenwald der ökonomischen Nutzung.

Das Generationenwaldprinzip durchbricht diesen schädlichen Kreislauf. Es schafft neuen Regenwald und legt die Grundlage für eine nachhaltige ökonomische Nutzung des Waldes. Ökologische und ökonomische Nutzung schließen sich nicht mehr aus, sondern bedingen einander. So profitieren kommende Generation auch wirtschaftlich dauerhaft vom Regenwald.

Neuer Regenwald entsteht: In vier Phasen zum Dauerwald

Doch wie genau entsteht nun so ein Generationenwald? Ein Generationenwald entsteht über einen Zeitraum von mindestens 25 Jahren in vier Phasen:

  1. Landsuche
  2. Erste Pflanzungen
  3. Holzverkauf
  4. Dauerwald

In jeder Phase sind verschiedene Dinge zu beachten, damit das Aufforstungsprojekt die gewünschte Nachhaltigkeit erzielt.

Landsuche für neuen Regenwald

Der erste Schritt zu einem Generationenwald ist bei der Aufforstung von Regenwald die Landsuche. Um den größtmöglichen ökologischen Nutzen zu erzielen, sind Flächen besonders geeignet, die folgende Kriterien erfüllen:

  • Sie grenzen möglichst unmittelbar an intakte Regenwaldflächen.
  • Es sind Flächen, die für eine landwirtschaftliche Nutzung in der Vergangenheit abgeholzt wurden. Durch die intensive Nutzung sind die Böden ausgelaugt und werden aufgegeben, etwa verödete Viehweiden oder Monokulturplantagen.

Der zweite Punkt ist wichtig. Werden Flächen aufgeforstet, die landwirtschaftlich nicht mehr nutzbar sind, beansprucht die Aufforstung keine Flächen, die sonst zur Lebensmittelproduktion genutzt werden könnten. So werden Nutzungskonflikte von Anfang an vermieden.

Sind geeignete Flächen gefunden, werden sie grundsätzlich durch die Genossenschaft gekauft. Das ist ebenfalls eine entscheidende Voraussetzung für einen Generationenwald. Nur durch den Kauf der künftigen Regenwaldflächen kann ein Erfolg langfristig sichergestellt werden. Bei einer Pacht könnten die Eigentümer früher oder später den Pachtvertrag kündigen. Ein Aufforstungsprojekt käme damit in ernsthafte Gefahr.

Mit Umsicht pflanzen

Ein Wald besteht grundsätzlich aus vielen verschiedenen Pflanzen, Bäumen und Tierarten. Das unterscheidet ihn von Monokulturplantagen, wo oft nur Bäume oder Nutzpflanzen einer einzigen Art angepflanzt werden. In einem Regenwald ist die Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren besonders groß.

Soll eine Fläche als Regenwald wieder aufgeforstet werden, muss diese Artenvielfalt künstlich geschaffen werden. Deshalb erfolgt die Aufforstung mit Baumarten, die im Wesentlichen die folgenden Kriterien erfüllen:

  1. Sie sind an Klima und Bodenverhältnisse in dem Aufforstungsgebiet angepasst.
  2. Sie haben sich als forstwirtschaftlich verlässlich erwiesen.
  3. Sie haben als Nutz- und Edelhölzer einen wirtschaftlichen Nutzwert.

Anhand dieser Kriterien kommen insgesamt bis zu 20 verschiedene Baumarten für eine Regenwald-Aufforstung in Panama in Frage. Dazu zählen zum Beispiel:

  • Goldzeder
  • Mahagoni
  • Rosenholz
  • Spanische Zeder
  • Teak
  • Roble
  • Pilón
  • Andiroba
  • Cocobolo
  • Mora

Je nach den Eigenschaften der jeweiligen Flächen werden bis zu zehn verschiedenen Baumarten ausgewählt und gepflanzt. Auf diese Weise erzielen selbst frisch aufgeforstete Flächen bereits eine höhere Diversität als Plantagen.

Handelt es sich bei einer Aufforstungsfläche um eine aufgegebe Baumplantage mit Restbaumbestand, werden für eine ergänzende Pflanzung Baumarten gewählt, die mit den vorhandenen Arten möglichst gut harmonieren. So wird der Baumbestand in einen Generationenwald transformiert.

Dank der vielfältigen Pflanzung entstehen innerhalb der folgenden Jahre Mischwälder mit regionalen Baumarten, die sich am natürlichen Regenwald orientieren. Neben den gepflanzten Bäumen siedeln sich weitere Pflanzenarten an, die für den tropischen Regenwald typisch sind. Der Regenwald mit seiner typischen Vielfalt beginnt sich zu entwickeln. Die hohe Diversität sorgt für eine große Widerstandsfähigkeit des Waldes gegenüber Schädlingen oder Extremwetterlagen.

    Erster Holzverkauf und Dauerwald

    Das Ziel eines Generationenwaldes ist die nachhaltige wirtschaftliche Nutzung im Einklang mit der Natur. Aus der vielfältigen Baumauswahl für die Aufforstung ergibt sich ein weiteres Merkmal: Die verschiedenen Baumarten wachsen unterschiedlich schnell. Das bedeutet, dass Bäume zu verschiedenen Zeitpunkten entnommen werden können, zum Beispiel:

    • Spanische Zeder bereits nach 20 Jahren
    • Pilón nach 30 Jahren
    • Goldzeder nach 35 Jahren
    • Mora nach 40 Jahren

    Entsprechend dem Wachstum der unterschiedlichen Bäume wird der Generationenwald nach etwa 20 Jahren zum ersten Mal durchforstet. Erste einzelne Bäume werden entnommen und für die Genossenschaft gewinnbringend verkauft. Das ist der Zeitpunkt, zu dem eine erste Ausschüttung für die Mitglieder der Genossenschaft stattfindet.

    Die Entnahme der einzelnen Bäume erfolgt für den Wald möglichst schonend und ist wichtig für die weitere Entwicklung des Waldes. Sie schafft den notwendigen Platz, damit sich langsamer wachsende Baumarten optimal entwickeln können.

    Der Generationenwald bleibt durch die Ernte einzelner Bäume intakt und die verbleibenden Bäume können sich ganz natürlich aussäen. Ergänzend werden bei jeder Entnahme neue Bäume nachgepflanzt, sodass sich der für den Regenwald typische Etagenaufbau entwickelt. Ein dauerhafter Kreislauf aus Wachsen und umsichtigem Ernten entsteht, der eine nachhaltige Nutzung des Regenwaldes für Generationen ermöglicht.

    Impact des Generationenwaldes

    Das Aufforstungsprinzip von tropischem Regenwald als Generationenwald bringt viele entscheidende Vorteile für Mensch und Natur mit sich. Die Aufforstung und nachhaltige Nutzung neuer Regenwälder sorgt für:

    • ein gesundes Klima
      Aufforstung wirkt aktiv der weltweiten Abholzung von Wäldern entgegen. Emissionen von Treibhausgasen werden verringert und sogar kompensiert.
    • neue Lebensräume für viele unzählige Tier- und Pflanzenarten
      Tropische Regenwälder sind Lebensraum für etwa 50 % aller auf dem Land lebenden Tier- und Pflanzenarten. Dabei bedecken sie gerade einmal eine Fläche von 8 % der Landfläche unseres Planeten. Selbst seltene Tierarten wie zum Beispiel der Jaguar sind bereits in aufgeforstete Regenwälder zurückgekehrt.
    • gesunde, geschützte Böden
      Wälder sorgen für permanenten Nährstoffnachschub und schützen Böden gleichermaßen vor dem Auswaschen und Austrocknen.
    • Trinkwasser für Menschen
      Waldböden filtern Regenwasser und nehmen es auf wie ein Schwamm. So kann sich Grundwasser bilden, das Menschen mit Trinkwasser versorgt.
    • sichere und faire Arbeit
      Die ökonomische Nutzung von Generationenwäldern sorgt dafür, dass sie dauerhaft bewirtschaftet werden. Das wiederum bringt Arbeitsplätze in Regionen, die von Landflucht und schlechten Arbeitsbedingungen geprägt sind. Im Rahmen unserer Aufforstungsprojekte achten wir auf sichere Arbeitsplätze mit fairer Bezahlung. Mitarbeiter:innen erhalten darüber hinaus eine Sozialabsicherung, Zugang zu weiteren Sozialleistungen und gute (Weiter-)Bildungsmöglichkeiten für sich und ihre Kinder.

    Warum der Generationenwald sinnvoller ist, als Geld spenden

    Das Generationenwald-Modell ist in allen Punkten auf Langfristigkeit ausgelegt. Auf diese Weise bietet es allen Beteiligten dauerhaft einen ökonomischen Vorteil. Sie haben daher ein großes Interesse, das Projekt dauerhaft fortzuführen. Das ist bei klassischen spendenbasierten Aufforstungsprojekten leider oft nicht der Fall. Hier wird der Baumbestand oft nicht dauerhaft geschützt und mit dem gespendeten Geld häufig keine vergleichbar langfristige Wirkung erzielt.

    Fazit

    Bei den Aufforstungsprojekten von The Generation Forest steht die Aufforstung möglichst naturnaher tropischer Regenwälder im Fokus. Eine behutsame, langfristig orientierte wirtschaftliche Nutzung der Wälder sorgt dafür, dass die Projekte über Generationen hinaus Bestand haben. Das ist gut, denn so können die tropischen Regenwälder ihren immensen Nutzen für Menschen, Tiere, Pflanzen und Klima voll entfalten.

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