Von wegen ausgestorben – diese Tierarten sind doch noch nicht verschwunden

DSCF0011 2 - Puma Projektgebiet Colon

Die Rote Liste bedrohter Tier- und Pflanzenarten der Weltnaturschutzunion (IUCN) hat mehr als 150.000 Spezies erfasst, von denen über 42.000 als bedroht eingestuft werden. Das ist allerdings nur ein kleiner Teil. Schätzungen zufolge gibt es rund acht Millionen Tierarten, von denen weltweit etwa eine Million vom Aussterben bedroht sind. Und leider sterben auch immer wieder Tiere aus – die Ursache sind häufig wir Menschen.

Allein in Europa sind laut IUCN seit 2015 36 Arten ausgestorben, darunter zum Beispiel Fische oder Schneckenarten. Die Erwärmung der globalen Temperatur oder der Ozeane, der Wegfall von geschützten Lebensräumen, Umweltverschmutzung oder die gezielte Jagd – Tiere und Pflanzen leiden weltweit unter der Ausbreitung der Menschen. Wo sich Menschen niederlassen, leidet die Biodiversität. 

Doch hin und wieder gibt es auch gute Nachrichten, wenn Tierarten entdeckt werden, die längst als ausgestorben galten. Die Wissenschaft bezeichnet das Phänomen als „Lazarus-Effekt“ – nach dem Mythos der biblischen Figur Lazarus, die von den Toten auferstanden sein soll. Diese Tierarten sind häufig so selten, leben in schwer zugänglichen Gebieten oder sind so scheu, dass kein Mensch sie über Jahrzehnte zu Gesicht bekam. Dann tauchen sie auf einmal doch wieder auf, so wie erst jüngst der südafrikanische Goldmull.
 

Südafrikanischer Goldmull

Quelle: Nicky Souness, re:wild / Endangered Wildlife Trust

Dieses kleine, Maulwurfsähnliche Nagetier lebt in der Erde – oder vielmehr im Sand. Darin gleitet es mit seinem öligen Fell ungesehen umher. Mehr als 80 Jahre bekam kein Mensch mehr einen Goldmull (Cryptochloris wintoni) zu Gesicht, auf der Roten Liste galt er als ausgestorben. Bis ein Team aus Forschenden mithilfe eines Spürhundes ein Exemplar aufspüren konnte. Seitdem steht fest: Einige, wenn auch sehr wenige, Exemplare leben tatsächlich noch. 

Langschnabeligel

Quelle: Expedition Cyclops

Ebenfalls erst vor wenigen Wochen wurde der Langschnabeligel wiederentdeckt. Forschende hegten viele Jahre Hoffnung, dass der eierlegende Igel nicht – wie offiziell erklärt – ausgestorben ist. Doch seit 1961 hatte das Tier niemand mehr gesehen. Und tatsächlich lebt Zaglossus attenboroughi – benannt nach dem legendären Naturfilmer David Attenborough – noch. Im Cyclops-Gebirge in Neuguinea tappte den Forschenden ein Exemplar in die Fotofalle – eine Sensationsaufnahme.

Quastenflosser

Quelle: Jürgen Schauer, GEOMAR

Das vielleicht bekannteste Tier, das wider Erwarten doch nicht ausgestorben ist, dürfte der Quastenflosser sein. Der Knochenfisch wurde 1938 durch Zufall entdeckt, als ein Fischerboot vor der Küste Südafrikas ein Exemplar des Komoren-Quastenflossers (Latimeria chalumnae) im Netz hatte. Ein zweiter Quastenflosser wurde erst 1952 gefangen. Bis heute sind Funde äußerst selten. Forschende gingen davon aus, dass der Fisch eigentlich schon vor 65 Millionen Jahren mit den Dinosauriern ausgestorben sein musste. Die wenigen gefangenen Exemplare belegen das Gegenteil.

Bayerische Kurzohrmaus

Quelle: Dr. Richard Kraft / dpa

Auch vor unserer Haustür sterben Tiere aus – aktuell bedroht sind beispielsweise die Kegelrobbe, der Baummarder, der Fischotter oder der Feldhamster. Die Bayerische Kurzohrmaus (Microtus bavaricus) galt bereits als ausgestorben, bis sie 1962 im Süden Bayerns entdeckt wurde. Danach galt sie erneut lange Zeit als verschollen oder gar ausgestorben, bis 2001 ein weiteres Exemplar gefunden werden konnte. Seitdem warten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wieder auf einen neuen Fund. In Deutschland wird die Kurzohrmaus deshalb noch immer als „ausgestorben“ eingestuft. Die Hoffnung, dass dies nicht der Fall ist, bleibt.

Ilex von Pernambuco

Quelle: Fred Jordão / re:wild

Anders als in der Überschrift des Artikels angekündigt schafft es auch eine Baumart auf unsere Liste. Denn zuletzt hat ein Team von Forschenden in Brasilien eine verschollene Baumart wiederentdeckt – und das ausgerechnet in einer Großstadt. Ilex sapiiformis galt seit knapp 200 Jahren als ausgestorben, dann führten die charakteristischen weißen Blüten des Baumes zum erstaunlichen Fund: Gleich vier Exemplare standen unbehelligt am Ufer eines Flusses in der Stadt Igarassu in der Nähe der Metropole Recife.

Fazit

Funde wie diese gelten in der Wissenschaft als Sensation. Denn Entdeckungen von als ausgestorbenen angenommenen Spezies passieren äußert selten. Solche guten Nachrichten sollen nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Gegenteil die Regel ist: Die Wissenschaft spricht aktuell von 150 Arten, die täglich aussterben

Vor allem der Verlust von Lebensraum setzt vielen Spezies zu. Es ist daher alternativlos, dass wir – wenn wir das Aussterben zahlreicher Tier- und Pflanzenarten verhindern wollen – neue Lebensräume schaffen. In den Generationenwäldern von The Generation Forest finden seltene und bedrohte Tierarten ein dauerhaftes und geschütztes Zuhause. Im Jahr 2022 haben wir insgesamt 49 Spezies – darunter zum Beispiel Pumas oder Tukane – mit abnehmendem Bestand auf unseren Flächen identifizieren können. Solche Habitate erhöhen unmittelbar die Biodiversität in der Umgebung und können zumindest anteilig ausgleichen, was andernorts verloren geht. 

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