Studie: Wälder könnten viel mehr Kohlenstoff speichern – wenn man sie nur ließe

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Dass Bäume und Wälder für uns Menschen lebenswichtig sind, ist längst Geheimnis mehr. Sie absorbieren klimaschädliches CO₂ aus der Atmosphäre, speichern es als Kohlenstoff in ihrer Biomasse und setzen Sauerstoff, den wir zum Atmen brauchen, wieder frei. Durch Aufforstung können wir dem Klimawandel also direkt entgegenwirken und schaffen darüber hinaus wichtige Lebensräume für Mensch und Natur. Doch wie groß das Potenzial der Kohlenstoffspeicherung ist, wurde bisher offenbar deutlich unterschätzt.

Forschende der ETH Zürich, mit der wir aktuell ebenfalls ein Forschungsprojekt zur Aufforstung durchführen, haben herausgefunden, dass alle Wälder der Welt der Atmosphäre rund 139 Gigatonnen Kohlenstoff zusätzlich entziehen könnten – wenn man sie nur ließe. Denn durch menschlichen Einfluss sind viele Wälder natürlich verarmt. Das heißt: Zwischen den häufig künstlich angelegten Baumreihen wächst wenig Unterholz. Auch die Humusschicht bleibt hinter ihrem Potenzial als Kohlenstoffspeicher zurück. Je höher die Biodiversität eines Waldes, desto größer sein Speicherpotenzial – so lautet die Erkenntnis der Studie, die im Fachblatt Nature veröffentlicht wurde. Erstautor Lidong Mo: „Die meisten Wälder der Welt sind stark geschädigt. Viele Menschen dürften noch nie in ihrem Leben in einem der wenigen noch existierenden alten Wälder gewesen sein. Um die biologische Vielfalt weltweit wiederherzustellen, muss es oberste Priorität haben, die Entwaldung zu stoppen.“

Renaturierung und nachhaltiges Waldmanagement können der Studie zufolge Wege sein, um das Potenzial der Wälder im Kampf gegen den Klimawandel besser nutzen zu können. Und auch die Aufforstung kann einen wertvollen Beitrag leisten: Würde man zusätzlich in dünn besiedelten Gebieten die abgeholzten Flächen wiederaufforsten, käme ein weiterer Kohlenstoffspeicher im Umfang von 87 Gigatonnen hinzu, schlussfolgern die Forschenden.

 

 

Klima- und Naturschutz in unseren Generationenwäldern

Als Genossenschaft forstet The Generation Forest Wälder in Panama auf, die dauerhaft bestehen bleiben und frei gedeihen können. Zwar wird im Anfangsstadium darauf geachtet, dass die Setzlinge von Schlingpflanzen und invasivem Gras befreit werden, um ungehindert wachsen zu können. Sobald die Bäume jedoch groß genug sind, kann auch das Unterholz in Ruhe sprießen und wachsen. Die dichten Wälder binden nicht nur – wie in der Studie beschrieben – maximal viel CO₂. Sie bieten auch ein geschütztes Habitat für zahlreiche Tierarten, deren Lebensräume ansonsten überall durch Abholzung schwinden. Pumas, Jaguare, Leguane oder Tukane sind nur einige der gefährdeten Spezies, die wir in den vergangenen Jahren mithilfe von Fotofallen auf unseren Flächen identifizieren konnten. Reine Baumplantagen – auch das bestätigen Studien – können diese Qualität an Biodiversität nicht erreichen.

Das Plädoyer für das ungestörte Wachstum der Wälder kommt jedoch auch mit zwei Einschränkungen daher: Einerseits sind bereits bestehende Wälder zunehmend vom Klimawandel, das heißt von Hitze, Dürre oder Waldbränden, bedroht. Geschädigte Wälder verlieren mehr Kohlenstoff als sie aufnehmen können, ihr Potenzial zur Kohlenstoffspeicherung ist also ohnehin eingeschränkt. Andererseits dauern die Renaturierung und die Aufforstung von Wäldern Jahrzehnte. Im tropischen Panama wachsen Bäume immerhin bis zu viermal so schnell wie in Deutschland. Umso wichtiger ist es dennoch, dass wir schon jetzt möglichst viele neue Wälder schaffen und bestehende schützen und renaturieren – und zwar weltweit. Nur so können wir sicherstellen, dass wir in Zukunft bestmöglich von ihrer positiven Wirkung profitieren können.

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