Mit „Kahlschlag im Amazonas – Wer vom Raubbau am Regenwald profitiert“ bringt Nicole Maron Licht ins Dickicht globaler Interessen – und zeigt, wie lokaler Widerstand Hoffnung gibt. Auf Einladung der GLS Zukunftsstiftung Entwicklung tourt sie im Mai mit ihrem neuen Buch durch Deutschland. Ein Highlight: die Lesung in Hamburg am 9. Mai.
Kaffeetrinken, Cornflakes essen, Zähneputzen: Bereits bei unserer täglichen Morgenroutine begegnen uns Produkte, deren Rohstoffe aus dem Amazonasgebiet stammen. Der Start in den Tag ist oft eng mit schweren ökologischen Schäden verbunden.
Die Schweizer Investigativjournalistin Nicole Maron ist den Ursachen auf den Grund gegangen. Nach jahrelanger Recherche deckt sie in ihrem Buch ein globales Netz aus Finanzakteuren, Unternehmen, politischen Interessen und Gesetzeslücken auf, das die systematische Zerstörung des Regenwaldes zur Folge hat.
Investigativrecherche legt wahren Krimi offen
Was die in Peru lebende Autorin in „Kahlschlag im Amazonas – Wer vom Raubbau am Regenwald profitiert“ schildert, ist ein wahrer Thriller. Nicole Maron zeigt, wie internationale Fonds in Landbau investieren, Rechte indigener Gemeinschaften ausgehebelt werden und juristische Schlupflöcher zur Gewinnmaximierung auf Kosten der „grünen Lunge“ unseres Planeten ausgenutzt werden.
Das Buch ist aber ebenso eine Hommage an den Widerstand: Maron begleitet Aktivist*innen, indigene Gemeinden und lokale Organisationen, die trotz persönlicher Risiken für den Erhalt des Amazonas kämpfen.
Maron verbindet ihre Analyse so mit dem Hoffnung-spendenden Einblick in den Kampf für Umweltrechte und verbindet globale Perspektiven mit dem Handeln vor Ort – ein Weckruf an uns alle als Verbraucherinnen und Verbraucher.
Lokales Handeln mit globaler Wirkung: die Naturschutzzone Tamshiyacu
Die GLS Zukunftsstiftung Entwicklung, Organisatorin der Lesereise, setzt sich gemeinsam mit ihren Partnerorganisationen seit Jahren aktiv für den Schutz des Regenwalds ein. So unterstützt sie die lokale Organisation ACELPA, die in der peruanischen Amazonasregion Tamshiyacu die Einrichtung einer neuen Naturschutzzone vorantreibt, um den Regenwald langfristig zu bewahren.
Raubbau am Regenwald – und was wir damit zu tun haben
Die neue Recherche der Journalistin Nicole Maron macht sichtbar, was oft im Verborgenen geschieht: Ein internationales Netz aus Unternehmen, Investoren und politischen Interessen treibt die Zerstörung des Amazonas voran – mit direkten Verbindungen bis zu unserem Alltag.
Für uns bei The Generation Forest ist Marons Arbeit ein wichtiger Weckruf. Denn nur wenn wir die globalen Zusammenhänge verstehen, können wir verantwortungsvoll handeln – und nachhaltige Alternativen fördern. Genau das tun wir mit unserem genossenschaftlichen Aufforstungsmodell: lokale Lösungen schaffen, Regenwald schützen, Zukunft pflanzen.
Nicole Maron im Gespräch
Was motiviert Sie, so ein kritisches, für Sie persönlich nicht ungefährliches Thema anzugehen?
Ausbeutung von Ressourcen und Klimakrise sind allgegenwärtig in Lateinamerika, man sieht die Folgen fast täglich – extreme Trockenperioden etwa oder Überschwemmungen. Darüber zu informieren und zu zeigen, was falsch läuft, sehe ich als meinen Beitrag als Journalistin. Und es ist mir auch wichtig, die Verantwortung des globalen Nordens aufzuzeigen. Denn über all die Produkte, die wir konsumieren, haben wir sehr viel mit dieser Ausbeutung zu tun. Der Fall, von dem das Buch handelt, ist in Peru immer wieder Thema: ein sehr großer, verzettelter Fall, dessen Geschichte ich herunterbrechen wollte, weil er so exemplarisch für das System der Ausbeutung ist.
Bevor ich mit dem Projekt angefangen habe, habe ich Journalistenkolleg*innen gefragt: Was ist das Schlimmste, was mir passieren kann? Maximal, antworteten sie, würden mir juristische Konsequenzen drohen. Ein Risiko, das ich händeln kann, auch weil das Buch meinen Rechercheweg nachzeichnet. An vielen Stellen zeige ich nur, welche Aussagen nicht zueinander oder zu den Fakten passen, ohne selbst zu urteilen und mich angreifbar zu machen.
In Ihrem Buch sprechen Sie von einem ‘System’, das die Abholzung des Amazonas vorantreibt. Was macht es so schwer, dieses System zu durchbrechen?
Teil des Systems sind allen voran meist ausländische Unternehmen, die beispielsweise an Land für Plantagen kommen wollen. Dafür brauchen sie natürlich Bewilligungen. Doch die verschiedenen staatlichen Stellen sind sich untereinander oft nicht einig, was legal ist und wer überhaupt zuständig ist. Auch die Rechtsgrundlagen sind oft unklar. Das nutzen die Unternehmen aus. In meinem Buch geht es um einen Unternehmer, der mehrere Firmen gegründet hat, um Palmöl- und Kakaoplantagen aufzubauen. Dass er zu Land gekommen ist, stand letztlich auch in Verbindung mit einem Mitarbeiter der UNO. Insgesamt ist es ein juristisch so verworrenes Geflecht, dass nicht einmal die Staatsanwälte und Ministerien durchblicken. Wer dagegen angeht, landet immer wieder im juristischen Klein-Klein. Dafür haben diejenigen, gegen das System kämpfen – meist kleine NGOs oder alternative Medien – keine Ressourcen. Genau das ist die Strategie.
Welche Bedeutung haben lokale Initiativen und Umweltschützer*innen für den Erhalt des Regenwalds?
Sie sind extrem wichtig, weil ohne sie im Zweifel niemand von der Abholzung erfahren würde. Das passiert oft in abgelegenen Urwaldregionen, wo es niemand mitbekommt außer die Menschen vor Ort. Es gab tatsächlich einige Gerichtsverfahren aufgrund von NGOs und der lokalen, indigenen Bevölkerung, durch deren Hinweise Rodungen zur Anzeige gebracht wurden. Manche sind noch offen, doch es kam in mehreren Fällen zu Bußgeldstrafen für die Unternehmen.
Was wünschen Sie sich von Leser*innen in Deutschland als Reaktion auf das, was Sie im Amazonas erlebt und aufgedeckt haben?
Ich glaube, es gibt viele, die über die Systeme des Raubbaus einfach nicht Bescheid wissen. Das möchte ich ändern. Und das Bewusstsein schaffen, was das mit dem eigenen Handeln zu tun hat. In welchen Produkten ist das Palmöl solcher Plantagen drin? Natürlich deckt das Buch nur einen Teil der insgesamt sehr intransparenten Lieferketten ab. Aber es zeigt den direkten Zusammenhang mit persönlichen Kaufentscheidungen sehr gut. Und ich hoffe, dass das Buch die Menschen motiviert, sich zu engagieren und über die Möglichkeiten, die allen Bürgerinnen und Bürgern offenstehen, politisch Einfluss zu nehmen.
Nicole Maron live in Hamburg
📍 09. Mai 2025, 18:00 Uhr
GLS Bank Hamburg
Düsternstraße 10, 20355 Hamburg
📝 Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung findet ihr hier:
👉 www.gls.de/gls-bank/aktuelles/veranstaltungen
Oder per E-Mail an: info(at)gls-entwicklung.de
Weitere Lesetermine:
- 06. Mai 2025, 18:00 Uhr – WerkRaum, Haus der GLS Bank, Bochum
- 13. Mai 2025, 18:00 Uhr – GLS Bank Berlin
- 21. Mai 2025, 18:00 Uhr – GLS Bank Stuttgart
- 22. Mai 2025, 18:00 Uhr – Grünhof, Freiburg im Breisgau
- 26. Mai 2025, 18:00 Uhr – GLS Bank München
Buchtipp:
📚 Kahlschlag im Amazonas – Wer vom Raubbau am Regenwald profitiert
Nicole Maron | PapyRossa Verlag | ISBN 978-3-89438-850-8
April 2025 | 315 Seiten | Paperback
Zur Autorin
Nicole Maron ist Schweizer Journalistin mit Fokus auf umwelt- und sozialpolitische Themen wie Extraktivismus, Konzernverantwortung, Dekolonialisierung und Menschenrechte. Sie lebt in Lateinamerika.